Mail-Art-Projekt

Nähere Informationen zur Geschichte des Ortes, zur Verkehrssituation und Mail-Art-Projekte im Allgemeinen.

Kurzfassung der jüngeren Ortsgeschichte

Entstehung einer Künstlerkolonie

„Jamlitz in der Niederlausitz1622–1945 im Besitz der Lieberoser Grafen von der Schulenburg, ist um die vorige Jahrhundertwende eher ein kleines Industrie- als ein Bauerndorf – geprägt von Teich- und Forstwirtschaft, Wassermühlen, einem Sägewerk, einer Brauerei und einer Glashütte. Doch mit seiner sanft welligen Landschaft, den Wiesen, Teichen und Seen, Quellen und Fließen, sandigen Hügeln und feuchten Senken, Heide, Birken und Kiefern bietet es eine Fülle an pittoresken Motiven.

Dieser Ansicht waren auch die angehenden Künstlerinnen und Künstler der von 1896 bis 1912 bestehenden Charlottenburger Malschule von Franz Lippisch. Sie nahmen um 1902 erstmals im Jamlitzer Gasthaus „Zum kühlen Grund“ Quartier“ (vgl. Jamlitzer Kunstgeschichten). „Dort gefiel es ihnen so gut, dass sie in den folgenden Jahren regelmäßig wiederkehrten. Der Maler Dr. Walter Kühne und sein ehemaliger Lehrer Franz Lippisch ließen sich schließlich ganz in Jamlitz nieder, Schüler und Freunde folgten“ (vgl. Annette Krüger, Jamlitzer Kunstgeschichten 1902-1962).

Die Lager Jamlitz

Ab November 1943 wurde im Ort von der Waffen-SS das Außenlager Lieberose des KZ Sachsenhausen errichtet. Das Lager „wurde im Laufe des Jahres 1944 zum größten jüdischen Häftlingslager und zum bedeutendsten Ort des nationalsozialistischen Völkermords an den europäischen Juden im Raum Berlin/Brandenburg“ (vgl. Die Lager Jamlitz / KZ-Aussenlager-Lieberose).

„Das Sowjetische Speziallager Nr. 6 Jamlitz ist eine Folge des Zweiten Weltkriegs und bestand nach dem Sieg der Alliierten über Deutschland von September 1945 bis April 1947 am selben Ort“ (vgl. Die Lager Jamlitz / Sowjetisches Speziallager Nr 6).

Auf dem ehemaligen Lagergelände erinnern heute zwei Freiluftausstellungen und ein Gedenkort zum KZ-Außenlager an diese historische Zeit. An einem der Massengräber mit Toten des sowjetischen Speziallagers im Wald östlich des Dorfes wurde 1995 die Gedenkstätte Waldfriedhof errichtet.

Nach 1947 bis heute

Auf einem Teil des SS-Truppenübungsplatzes „Kurmark“ errichtete die sowjetische Besatzungsmacht ab 1948/49 ihren größten Übungsplatz auf dem Territorium der DDR. Die Soldaten der multiethnischen Sowjetarmee waren bis 1992 durchgehend präsent und prägten Geschichte und Erleben der Bewohner*innen von Jamlitz. Trotz vieler Einschränkungen war es für Jamlitz eine prosperierende Zeit.

Nach der politischen Wende 1989 kamen Gewerbe sowie die soziale und medizinische Versorgung fast vollständig zum Erliegen: Die Gemeindeverwaltung wurde nach Lieberose verlegt, die Gemeindeschwester und Ortspolizei stellten ihren Dienst ein, die Schuhfabrik wurde geschlossen, Kindergarten, Schule und das Betriebsferienlager (ehemals Gasthaus „Zum kühlen Grund“), Gaststätten und Konsum wurden geschlossen, später machte das Sägewerk die Tore dicht, und schließlich verschwanden auch Fleischer und Bäcker.

Heute müssen die Bürger*innen mindestens in das benachbarte Lieberose fahren, um amtliche Angelegenheiten zu erledigen, Ärzt*innen zu konsultieren oder um die Waren des täglichen Bedarfs einzukaufen, um eine Tasse Kaffee zu trinken oder um in ein Gasthaus zu gehen. Einzig Fisch kann man dank der Fischzucht Jamlitz noch kaufen oder selber angeln.

Die Verkehrssituation

Die 1876 fertiggestellte Bahnstrecke zwischen Frankfurt/Oder und Cottbus verhalf dem kleinen Ort Jamlitz in der Niederlausitz mit seiner 1855 in Betrieb genommenen Glashütte zu wirtschaftlichem Aufschwung. Eine Brauerei entstand, ein Sägewerk und anderes mehr. Jamlitz erhielt einen Bahnhof, der allerdings nach der benachbarten Stadt Lieberose benannt wurde. Ab 1898 bis 1958 war Jamlitz zudem an das Netz der Spreewaldbahn angeschlossen.

Die Bahnstrecke Frankfurt/Cottbus wurde ab 1996 nicht mehr befahren. 2006 wurden die Gleise zurückgebaut (vgl. Andreas Weigelt / Der Bahnhof Jamlitz von seinem Entstehen bis zur Gegenwart). Der Bahnhof ist heute Bildungsstätte. Auf einer Teilstrecke des ehemaligen Gleisbettes wurde am 17. Juni 2023 der neue „Heideradweg“ eingeweiht.

Durch Jamlitz führt die Bundesstraße 320. Mit Ende der o.g. Bahnstrecke wurde die Brücke der Eisenbahn über der Bundesstraße zurückgebaut: Ratterten bis 1996 noch Züge durch Jamlitz, sind es heute Schwerlast-LKWs, die in Richtung des Nachbarlandes Polen fahren oder von dort kommen.

Was ist Mail-Art?

Mail-Art ist Kunst per Post. Dabei geht es in der Mail-Art nur vordergründig um die Schaffung materieller Objekte, wie Briefe, Karten, Gegenstände oder Mitteilungen. Es geht mehr um die Aktion, die Kommunikation und die kollektive Schöpfung des Netzwerkes der Teilnehmenden. 

Einer der Mitbegründer der Mail-Art war der US-amerikanische Künstler Ray Johnson, der bereits Anfang der 60er Jahre Kunst per Post versandte. „Johnson schuf Fotokopien von Collagen aus Zeitungsausschnitten, versehen mit kleinen Zeichnungen und Slogans, die er an Freunde und Bekannte oder ihm völlig unbekannte Menschen mit der Aufforderung verschickte, sie zu bearbeiten und an andere oder an ihn zurückzusenden. Das Whitney Museum of American Art in New York bot ihm 1970 eine Ausstellung seiner Post-Aktivitäten an, und er leitete die Einladung an seine Korrespondenten weiter. Als er die von ihm gegründete New York Correspondance School of Art im Jahr 1973 schloss, war bereits ein weltweites Netzwerk entstanden, in dem es anarchisch, subversiv, provokant und verspielt zuging. Namhafte Künstler wie Joseph Beuys und Daniel Spoerri waren darin verankert“ (vgl. Kunstmuseum Ahrenshoop). 

In den Diktaturen Lateinamerikas und Osteuropas ist Mail-Art bis heute ein Mittel des sozialen und politischen Widerstands. Mail-Art umgeht den Kunstmarkt und seine kommerziellen Mechanismen und ist damit schöpferische Kraft im ursprünglichen Sinn.